kommit Bike Zugsystem im Test

Schweiß, fast leere Akkus und Gipfelschnee – nicht nur das Bike-Zugsystem von kommit musste in unserem Test an seine Grenzen gehen. Ob es sich bei steilen Anstiegen und langen Touren wirklich bewährt? Wir haben es für euch auf Herz und Nieren in den Dolomiten geprüft!

Der Arm brennt, die Beine sind schwer – das kennt jeder, der mit Freunden unterwegs ist, die kein E-Bike haben. Entweder man lässt sie am Anstieg gnadenlos hinter sich oder man spielt den Sherpa und schiebt sie den Berg hoch. Keine der Optionen klingt wirklich nach Spaß, oder? Doch kommit stellt euch die Lösung für dieses Dilemma vor: das kommit Bike Zugsystem! Damit sollen schmerzende Arme und zähe Anstiege der Vergangenheit angehören. Aus Bayern kommt also nicht nur gutes Bier, sondern manchmal auch clevere Produkte.

Das Zugsystem von kommit hält einer Zugkraft von 120 kg stand und kommt voll ausgestreckt auf 2 m – ideal, um Partner oder Freunde ohne E-Bike entspannt mitzuziehen, ohne dabei ständig auf sie warten zu müssen. Auch mit den Kids werden längere Touren plötzlich zum Kinderspiel. Also gibt es keine Ausreden mehr, warum die 50-km-Feierabendrunde ausfallen sollte. Wir haben für euch das 69,99 € teure kommit Zugsystem getestet und ziehen für euch am Strang!

Das kommit Zugsystem im Test

Kranker Fahrer, 1.000 Höhenmeter, Schnee, steiler Anstieg und ein analoges MTB. Der erste Test des kommit Zugsystems war eher Zufall. Bei unserem Arbeitseinsatz in den Dolomiten mussten wir am ersten Tag die 1.000 Höhenmeter bis zum Start der Teststrecke aus eigener Kraft bewältigen. Für alle im Team kein Problem, zumindest für fast alle. Denn alle waren mit Full-Power-E-MTBs ausgerüstet, nur der Kranke im Wurf hat das analoge MTB abbekommen. Beste Voraussetzungen also, um das Zugsystem einer harten Prüfung zu unterziehen.

Die Installation ist einfach und schnell: Aus der Verpackung entnommen und unter dem Sattel mit einem Zurrgurt befestigt, fällt das Zugsystem nicht großartig auf und stört die Optik des Bikes nicht. Der Zurrgurt hält so gut wie an jedem Sattel superfest und falls nicht, hat kommit noch einen Karabiner am Gehäuse des Zugsystems angebracht, der die Montagemöglichkeiten am Bike nochmal deutlich vergrößert – dabei muss man nur auf den Lack sowie die Carbon-Parts achten, denn der Karabiner ist nicht gummiert. Wenn man das Zugsystem nicht am Sattel befestigen möchte, kann es auch mit dem Zurrgurt an der Sattelstütze montiert werden. Hierbei empfiehlt es sich, zuvor ein altes Stück Schlauch um die Sattelstütze zu wickeln, um Kratzer zu vermeiden. Nach der Befestigung am ziehenden Bike kann man einfach an der gummiverstärkten Schlaufe ziehen, das Zugseil aus dem System ziehen und am Vorbau des zu ziehenden Bikes einhängen. Zu beachten ist, dass das Seil nicht elastisch ist: Der Gezogene muss beim Anfahren also leicht mittreten, sonst kann der Kraftaufbau zu ruckartig sein. Das sollte vorher geübt werden.

Bei leichter Steigung beeinflusst das zusätzliche Gewicht das Fahrverhalten kaum – je nachdem, welcher Motor den Ziehenden unterstützt und wie viel Power noch in den Beinen steckt. Doch sobald es sehr steil wird und der Mitgezogene schlapp macht oder das ‘Liften’ zu sehr genießt, spürt man die Last deutlich. Das Fahrverhalten des Bikes verändert sich massiv – besonders abhängig vom Gewicht desjenigen, den man zieht.

Man muss aktiv Druck auf das Vorderrad bringen, um nicht im Wheelie den Berg hochzufahren und dabei die Kontrolle zu behalten. Je nach Last fühlt man sich dabei wie ein schwitzender Packesel. Daran muss man sich gewöhnen – und selbst dann bleibt der Kraftaufwand, selbst im Turbo-Modus, beachtlich. Aber was tut man nicht alles für seine Kollegen – dazu muss man sagen, dass dieser Effekt bei jedem Zugsystem bzw. Abschleppseil gleich bleibt. Dennoch ziehen wir das immer noch vor, anstatt die Kollegen mit der Hand zu schieben – das ist immer eine komplizierte Angelegenheit, da man die Hand vom Lenker nehmen muss, und sich das Gefühl einstellt, als würde einem nach zwei Minuten der Arm abfallen.

Ein großer Vorteil des kommit Zugsystems: Das Zugseil schlackert bei Nichtbelastung nicht herum und wird vom System automatisch eingezogen. Lässt man nach dem Ziehen los, fährt es geschmeidig unter den Sattel zurück – ohne Umwege und ohne dass man ausgepeitscht wird. Hier zeigt sich klar der Vorteil gegenüber herkömmlichen Zugseilen.

Bei diesen muss anschließend angehalten werden und das Seil im Rucksack oder Hip Bag verstaut werden, wohingegen bei etwas geübteren Fahrern das Einhängen des kommit Zugsystems sogar während dem Fahren klappt. Bei Ausflügen mit Kindern empfehlen wir das allerdings nicht, hier sollte man sich die Zeit nehmen und das Fahrrad des Kindes in Ruhe und gewissenhaft einhängen.

Dazu wollen wir noch erwähnen, dass das kommit Zugsystem nicht nur bergauf überzeugt: Auch auf längeren Touren haben wir unseren (kränklichen) Kollegen auf dem analogen MTB gezogen, wenn er schlapp gemacht hat – und das ohne ständige Pausen. Dadurch hatten am Ende alle mehr Spaß an den Touren und die gemeinsamen Ausfahrten wurden viel entspannter.

Die anderen Verwendungszwecke, die kommit angibt, zum Beispiel dass man bei einem defekten Rad jemanden bergab bremsen kann, können wir auch bestätigen. Hier wird das Zugsystem einfach am Bike der zu bremsenden Person befestigt und die Schlaufe beim Hintermann eingehängt – das Zugsystem wird somit quasi zum Ankersystem.

Zubehör zum kommit Zugsystem

kommit Bike Bungee

kommit bietet neben dem Zugsystem noch weiteres Zubehör an, unter anderem das Bike Bungee für 24,95 €. Dieses stellt eine Vorrichtung zur Montage am Lenker dar, welche dem ruckartigen Losfahrmoment entgegenwirkt, der entsteht, wenn der Mitgezogene nicht mittritt. Dafür werden am Lenker zwei Gurte eingehängt, die mit einem nach vorne zeigenden Karabiner verbunden sind – der Clou: Zwischen Lenker und Karabiner befindet sich ein elastisches Band, das den Zugeffekt sanfter werden lassen soll.

Das hat auch bei uns gut funktioniert und uns gefällt, dass die Montage am Lenker so gut wie keine Einschränkungen mit sich bringt – selbst bei One-piece-Cockpits, die immer häufiger an modernen E-Bikes verbaut sind, funktioniert das einwandfrei. Man kann die beiden Schlaufen in die Kunststoffhaken einhängen, sodass sie fest am Lenker sitzen. Wenn es rein in die Abfahrt geht, kann man das Bungee problemlos am Lenker lassen. Dabei schlackert es zwar auf anspruchsvollen Trails etwas herum, macht aber keine Geräusche und hat auch keinen Kontakt mit dem Rahmen – nice!

kommit Bike-Mount

Dafür bietet kommit aber noch den ebenfalls 24,95 € teuren Bike-Mount an. Dieser ist dafür gedacht, die Schlaufe des Zugsystems bei Bikes einzuhängen, bei denen sich die Schlaufe nicht am Vorbau befestigen lässt. Der Bike-Mount erinnert an die Befestigung eines tragbaren Fahrradlichts: Die Befestigung funktioniert über ein Plastikband, doch anstelle einer Aufnahme für ein Licht befindet sich eine Aluminiumkappe, dort wird die Schlaufe des Zugsystems eingehängt. Hier schlackert nichts herum, allerdings gibt es auch keinen Soft-Pull-Effekt.

Der Bike-Mount wirkt, besonders im Vergleich zum Bungee, nicht so hochwertig verarbeitet, und dieses Gefühl wird auch nicht dadurch verbessert, dass verschiedene Gummibänder im Lieferumfang enthalten sind, um den Lenker vor Kratzern zu schützen und ein Verrutschen des Bike-Mounts zu verhindern. Hier hätte man auch direkt ein Gummiband zur Befestigung nehmen können – so geht es zwar auch, aber eben umständlicher.

Ein Feature des Bike-Mounts ist die SP-Connect-Schnittstelle, die durch die Aluminiumkappe getauscht werden kann. Der SP-Connect-Adapter wird nicht mitgeliefert, aber man benötigt hier lediglich einen 4er Inbus zum Umbau.

kommit Multisport CLIP + Outdoor-Gürtel

Der kommit Multisport CLIP erweitert den Einsatzbereich des Zugsystems von kommit nochmal und soll vor allem beim Joggen, Skifahren oder Biken eine praktische Möglichkeit bieten, seine Kleinen oder Kollegen zu ziehen oder zu bremsen, ohne die Hände zu benutzen. Dazu gibts noch den kommit-Outdoor-Gürtel. Das ist ein simpler Nylongürtel mit Plastikschnalle, an dem man den Multisport CLIP befestigen kann – wobei das auch mit jedem beliebigen Gürtel funktioniert.

Der Multisport CLIP ist eine Plastikaufnahme, an der man das Bike-Zugsystem mit einem Klettverschluss befestigen kann. Durch diese Plastikaufnahme lässt sich das Zugsystem leichter am Rahmen eines Bikes befestigen, da es dafür eine gummierte Aussparung gibt.

Wir haben den Outdoor-Gürtel mit dem montierten Multisport CLIP um den Bauch unseres „Packesels” geschnallt und sind mit ihm den gleichen Berg, wie auch beim Zugsystem-Test, noch einmal hochgefahren. Fazit: Der Multisport CLIP funktioniert, ist aber eher unangenehm, wenn man einen 80 kg schweren Kollegen und sein 15 kg schweres Bike mitziehen muss. Hier haben wir das Zugsystem lieber unter dem Sattel. Wenn man allerdings seine Kids ziehen will, sollte das mit dem Multisport CLIP gut funktionieren. Die Befestigungsmöglichkeit im Rahmen stellt sich ebenfalls als problemlos dar.

Neben unseren wilden Manövern auf dem Bike haben wir die Ski leider nicht ausgepackt – dafür war das Wetter in den Dolomiten doch noch zu gut. Kinder zum Testen hatten wir auch nicht im Gepäck, aber unsere Devise lautet: Wenn es mit einem Erwachsenen funktioniert, klappt es auch mit einem Kind.

Fazit zum kommit Bike-Zugsystem

Das kommit-Zugsystem ist eine gelungene und gut umgesetzte Lösung, um Kinder und Kollegen beim Bergauffahren oder auch auf langen Touren zu unterstützen. Das bedeutet im Umkehrschluss: mehr Zeit auf dem Trail und größere Touren mit den Kids – megageil! Einzig der ruckartige Kraftaufbau ist gewöhnungsbedürftig. Das Zugsystem lässt sich auch für andere Sportarten nutzen, wofür das Zubehör zwar praktisch ist, allerdings nicht zwangsläufig benötigt wird.

Tops

• automatischer Einzug des Zugsystems
• leichte Befestigung unter dem Sattel
• Zugkraft bis zu 120 kg
• Bike Bungee nimmt Lastspitzen unter Zug

Flops

• ruckartiger Kraftaufbau

Mehr Informationen findet ihr auf der kommit-Website.

Der Beitrag kommit Bike Zugsystem im Test erschien zuerst auf E-MOUNTAINBIKE Magazine.