Frank Holzer bei der SV Elversberg: Dreimal auf Holzer klopfen
Der Höhenflug der SV Elversberg hält an. Für Aufsichtsratsvorsitzenden Frank Holzer ist der Erfolg „der Lohn für ruhige, kontinuierliche Arbeit“. Stimmt. Aber es steckt noch mehr dahinter.
Man kann es kaum glauben, aber es stimmt: Der Tabellenvierte der 2. Bundesliga hat keinen eigenen Bahnhof. Beziehungsweise: Die Gemeinde Elversberg hat keinen. Bei einem Auswärtsspiel in Elversberg müssen Gästefans aus Berlin, Hamburg oder Köln bei einer Anreise mit dem Zug im benachbarten Neunkirchen aussteigen. Reist der FC Schalke wie üblich mit über 6000 Gästefans nach Elversberg, platzt die Stadt aus allen Nähten. Aber ein stinknormaler Underdog, der sich Woche für Woche von größeren Klubs überrollen lässt, ist Elversberg in der zweiten Liga schon eine ganze Weile nicht mehr.
Denn die SVE spielt im zweiten Jahr im Unterhaus plötzlich um den Aufstieg. Das ist nicht nur aufgrund der beschaulichen Gemeinde beachtlich, sondern auch weil sie bis zur Jahrtausendwende fast ausschließlich im Amateurbereich unterwegs war. Und auch in dieser Saison zu Beginn noch als Abstiegskandidat galt. Stattdessen aber steht Elversberg in der Tabelle vor Traditionsvereinen wie Hertha, Köln oder Schalke. Warum? Für Sportvorstand Nils-Ole Book, „ist das Unaufgeregte schon unser Erfolgsgeheimnis“. Das stimmt. Ein normaler Dorfklub, der bloß zufällig besser arbeitet als die Konkurrenz, ist die SVE aber auch nicht.
Horst Steffen und die Sache mit der Konstanz
Mit dem „unaufgeregten Erfolgsgeheimnis“, das Book lobt, sind vor allem die Personalentscheidungen in Elversberg gemeint. Und er hat recht: Fast alle Führungspositionen sind mit langjährigen Vereinsmitarbeitern besetzt. Nils-Ole Book – seit 2017 im Verein – hat als Scout im Verein angefangen und die jüngsten Mitglieder des Vorstandes – Dr. Marc Strauß und David Strauß – sind schon seit 2015 im Amt.
Die vermutlich wichtigste Konstante im Verein ist Trainer Horst Steffen. Er übernahm die SVE in der Regionalliga und brauchte nur sieben Jahre, bis der Verein in der zweiten Bundesliga zum Aufstiegskandidaten wurde. Sein mutiger Ansatz, auch als Underdog spielerische Lösungen zu suchen, erntet regelmäßig Lob von seinen Trainerkollegen. „Er passt menschlich und fachlich perfekt zu unserem Verein“, ist sich dagegen Book sicher.
Was auch an der Entwicklung einzelner Spieler zu erkennen ist: Die damalige Bayern-Leihgabe Paul Wanner (heute Heidenheim) und Bremen-Leihgabe Nick Woltemade (heute Stuttgart) schafften in Elversberg ihren Durchbruch. Derzeit macht Hoffenheim-Leihe Fisnik Asllani auf sich aufmerksam. „Zu erkennen, dass mehr Potenzial in den Spielern steckt, gehört offenbar zu meiner Qualität“, ist sich Steffen seines Charakters bewusst. Die Arbeit von Ole Book – der für die Spielertransfers zuständig ist – sei für Steffen dabei die Basis des Erfolgs.
Wo kommt das Geld her?
Aber da ist noch etwas anderes. Dass in Elversberg spektakuläre Arbeit geleistet wird, bestreitet niemand. Dass der Klub mit besseren Voraussetzungen als andere Vereine seines Kalibers arbeiten kann, ist allerdings auch Teil der Wahrheit. Wie so oft steckt hinter dem Erfolg auch ein Mann mit Geld: Frank Holzer. Der ehemalige Bundesligaprofi kommt aus Elversberg und arbeitete sich nach seiner Fußballkarriere zum millionenschweren Unternehmer hoch. Die Arzneimittelfirma „Ursapharm“, die sein Vater gründete, machte Holzer zu einem Millionenkonzern, ihre Augentropfen „HYLO“ zieren das Trikot des SV Elversberg. Auch das Ursapharm-Stadion an der Kaiserlinde trägt den Namen des Familienkonzerns. Über weitere Firmen fließt noch mehr Sponsorengeld der Familie Holzer an die SVE.
Das Investment ist für Holzer nicht mit einem stillen Investorendasein verbunden. Bereits vor über 35 Jahren ließ er sich zum Präsidenten wählen, mittlerweile ist er Aufsichtsratsvorsitzender, während sein Sohn Dominik seit 2011 das Präsidentenamt ausübt. Und der Sohn ist nicht das einzige Holzer-Familienmitglied mit Macht bei der SVE: Holzers Schwager Norbert Glaub sitzt ebenfalls im Aufsichtsrat. Und bildet dort gemeinsam mit dem Ursapharm-Chef - Überraschung! – die Mehrheit.
Der Kaderetat der SVE unterscheidet sich zwar kaum anderen Aufsteigern, aber: Dass Holzer gewillt ist, für den SVE eine ganze Menge Kohle in die Hand zu nehmen, hat er bereits früh bewiesen. 1990 rettete er den Klub vor der Insolvenz und übernahm die Schulden des Vereins. Der Umbau des alten Stadions an der Kaiserlinde zeigt, dass in Elversberg auch mal mehr Geld als nötig investiert wird, denn: Die Nutzung des neuen Ludwigparkstadions im 20 Kilometer entfernten Saarbrücken wäre deutlich kostengünstiger gewesen. In Elversberg wurden über 30 Millionen Euro in den Umbau des Stadions investiert, um die Anforderungen für die zweite Bundesliga erfüllen zu können. Die Herkunft des Geldes: ein unbekannter Investor. Andere Drittligisten hätten sich über ähnliche Voraussetzungen ein Loch in den Bauch gefreut: 1860 München, VfL Osnabrück oder Zweitligaaufsteiger Ulm klagen seit jeher über Finanzierungsprobleme beim Ausbau der eigenen Stadien.
Andererseits: Die würden sicherlich auch mit all dem Geld nicht sooo gute Arbeit leisten.
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