Immobilien-Investor: Erst wurde René Benkos Telefon überwacht, dann wurde er festgenommen

Mehr als ein Jahr nach der Signa-Pleite haben österreichische Behörden den Immobilienunternehmer René Benko zu Hause aufgesucht und abgeführt. Dabei geht es auch um „drei hochpreisige Schusswaffen“

Jan 23, 2025 - 12:38
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Immobilien-Investor: Erst wurde René Benkos Telefon überwacht, dann wurde er festgenommen

Mehr als ein Jahr nach der Signa-Pleite haben österreichische Behörden den Immobilienunternehmer René Benko zu Hause aufgesucht und abgeführt. Dabei geht es auch um „drei hochpreisige Schusswaffen“

Mehr als ein Jahr nach dem Zusammenbruch seines Immobilien- und Handelsimperiums ist Signa-Gründer René Benko in seiner Villa in Innsbruck festgenommen worden. Dies bestätigte die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) am Donnerstag in einer Mitteilung. Zuvor hatten österreichische Medien berichtet.

In Österreich laufen mehrere Verfahren gegen Benko. Die WKStA ermittelt unter anderem wegen des Verdachts, dass bei der Verlängerung eines Bankkredits im Sommer 2023 mutmaßlich die Zahlungsfähigkeit der Signa-Gruppe vorgetäuscht worden sei. Auch die Justiz in Italien ermittelt gegen Benko.

Die privat genutzte Villa N von René Benko in Innsbruck
Die privat genutzte Villa N von René Benko in Innsbruck
© Eibner-Pressefoto | Eibner-Pressefoto/EXPA/Groder

Benko-Ermittlungen auch in Deutschland

Die Signa Holding, die Dachgesellschaft von Benkos Immobilienimperium, hatte im November 2023 Insolvenz angemeldet und damit die größte Pleite in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte markiert. Benko selbst beantragte im März 2024 Insolvenz als Unternehmer. Neben den Ermittlungen in Österreich und Italien laufen Untersuchungen auch in Deutschland und Liechtenstein.

Nach österreichischem Recht muss ein Richter innerhalb von 48 Stunden über eine mögliche Untersuchungshaft entscheiden. Dazu soll es am Freitag einen Gerichtstermin geben.NL Die Woche

Benko, zu dessen Immobilien- und Handelsimperium bis zu seiner Pleite etwa auch die Kaufhauskette Galeria und die Luxuskaufhäuser der KaDeWe-Gruppe gehörten, werden unter anderem verschiedene Insolvenzdelikte vorgeworfen. Nach Angaben der WKStA soll der Signa-Gründer versucht haben, Vermögenswerte in Sicherheit zu bringen, um diese „dem Zugriff von Behörden, Masseverwaltern und Gläubigern“ zu entziehen. 

Die Festnahme begründete die Behörde mit Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr. Im Rahmen der jüngsten Ermittlungen wurden auch Benkos Telefon überwacht und seine Mails und Kurznachrichten ausgewertet. Außerdem verwiesen die Ermittler auf einen weiteren, etwas kuriosen Vorhalt: Der Signa-Gründer habe nachträglich eine Rechnung gefälscht, um „drei hochpreisige Schusswaffen“ in Sicherheit zu bringen.

Fahnder durchsuchen auch Benkos Signa-Büro

Über Jahre hatte Benko mithilfe von Anwälten und Beratern eine komplizierte Konstruktion mit Privatstiftungen in Österreich und Liechtenstein aufgebaut. Begünstigte dort waren nach offiziellen Angaben Familienmitglieder, unter anderem seine Mutter. Nach Erkenntnissen der WKStA-Ermittler soll Benko aber bei der Laura-Privatstiftung – benannt nach seiner Tochter – der „faktische Machthaber“ sowie wirtschaftlich Berechtigter gewesen sein und dies den Insolvenzverwaltern und Behörden verschwiegen haben. Im Umfeld der Insolvenz soll es Verschiebungen von Vermögenswerten der Unternehmensgruppe in diese private Stiftungssphäre gegeben haben – offenbar um sie dem Zugriff von Gläubigern zu entziehen. Zudem habe Benko Mitgesellschafter bei einer Kapitalerhöhung der Signa-Dachgesellschaft durch ein „Geldkarussell“ getäuscht. Bislang hatte Benko sämtliche Vorwürfe über seinen Anwalt zurückgewiesen.Warum Benko ein Vorbild und Mahnmal für deutsche Unternehmen sein sollte

Die Festnahme zum jetzigen Zeitpunkt kommt überraschend. Noch vor wenigen Wochen, als die Behörden in Norditalien eine groß angelegte Razzia gegen Dutzende Personen aus der Immobilienbranche und der Kommunalpolitik, darunter auch Benko, durchführten, war der Ex-Milliardär zu einem Gerichtstermin in Innsbruck vorgeladen – aber wurde danach wieder nach Hause geschickt. Österreich liefert keine Staatsbürger aus, gegen die im eigenen Land in ähnlicher Sache ermittelt wird. Allerdings gestalteten sich die Ermittlungen in Österreich bisher zäh.

Nach Angaben langjähriger Wegbegleiter lebte Benko nach der Signa-Insolvenz weiterhin in der riesigen Familienvilla in Innsbruck-Igls und fuhr regelmäßig in das frühere Signa-Büro in der Stadt. In dem Büro sollen Fahnder im Zuge der Festnahme am Donnerstag dem Vernehmen nach eine umfangreiche Durchsuchung durchgeführt haben.

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