Robotik: Weniger als zwei Gramm Gewicht: Die verrückten Fähigkeiten der Robo-Insekten

Überall schwinden mit den Insekten die für Pflanzen wichtigen Bestäuber. Abhilfe sollen Drohnen schaffen. Jetzt haben Forschende eine vorgestellt, leichter als eine Büroklammer

Jan 22, 2025 - 19:30
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Robotik: Weniger als zwei Gramm Gewicht: Die verrückten Fähigkeiten der Robo-Insekten

Überall schwinden mit den Insekten die für Pflanzen wichtigen Bestäuber. Abhilfe sollen Drohnen schaffen. Jetzt haben Forschende eine vorgestellt, leichter als eine Büroklammer

Übernehmen in Zukunft Roboterdrohnen anstelle von Bienen, Hummeln oder Schmetterlingen die Bestäubung der Blütenpflanzen? Zumindest helfen könnten sie dabei, darauf setzen Entwicklerinnen und Ingenieure vom Bostoner Massachusetts Institute of Technology, kurz MIT. Einen Schritt in diese Richtung sind die Forschenden jetzt gegangen: mit einem "Fluginsekt", dessen Design der Anatomie natürlicher Bestäuber nachempfunden ist.

Flugroboter in einer menschlichen Hand
Bei flüchtigem Hinschauen sieht diese Drohne des Massachusetts Institute of Technology schon fast wie ein echtes Insekt aus. Zudem übertrumpft sie alle ihre Vorgänger bei den Flugeigenschaften
© Kevin Chen/Suhan Kim/Yi-Hsuan Hsiao/Massachusetts Institue of Technology

In Widerstandsfähigkeit, Ausdauer, Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit können es die Mini-Maschinen noch lange nicht mit ihren Vorbildern aufnehmen. Aber die nun vorgestellten Drohnen sind weitaus robuster, flotter und wendiger als all ihre Vorgänger – auch wenn sie dabei über ein Kabel mit Strom versorgt werden müssen. Die neuen Roboter können zudem fast 17 Minuten lang im Schwebflug verharren, das ist mehr als 100 Mal länger als alles, was frühere Modelle zustande brachten. Zudem surren sie deutlich schneller durch die Luft und vollführen dabei akrobatische Manöver wie doppelte Drehungen um die eigene Achse. 

Irgendwann könnten Robo-Insekten aus Bienenstöcken ausschwärmen

Möglich macht das ein neues Design: Nicht nur arbeiten anstelle von klassischen Elektromotoren künstliche Miniatur-Muskeln in den Drohnen, welche sie effizienter fliegen lassen. Die Forschenden haben vor allem die Zahl der Flügel auf vier reduziert und diese besser positioniert, jeden davon außerdem mit einer stabileren Aufhängung versehen. So überstehen die Fluggeräte unter anderem eine Kollision, ohne sofort Schaden zu nehmen.

"Mit der verbesserten Lebensdauer und Präzision dieses Roboters kommen wir einer Vielzahl spannender Anwendungen näher, wie etwa der assistierten Bestäubung", sagt Kevin Chen, der das Projekt leitet. 

Flügel des Flugroboters
Wegen einer neuen Aufhängung stabiler als zuvor - die Flügel der Robo-Insekten. Jedes besitzt acht davon
© Kevin Chen/Suhan Kim/Yi-Hsuan Hsiao/Massachusetts Institue of Technology

Eines Tages, das ist die Idee, sollen weiterentwickelte Robo-Insekten aus "Bienenstöcken" ausschwärmen, um präzise und autonom Pflanzen anzusteuern. Dann könnten sie beispielsweise in mehrstöckigen Obst- oder Gemüseplantagen die Bestäubung übernehmen. 

Das nächste Ziel: Die Flugzeit auf mehr als zweieinhalb Stunden auszudehnen und die Präzision weiter zu verbessern, sodass die Drohnen sicher auf einer Blüte landen können. Wobei die viel größere Herausforderung draußen in der freien Natur zu bewältigen wäre: die Rettung der biologischen Vorbilder, der Insekten. Die Vielfalt der mindestens eine Millionen Arten ist massiv bedroht.

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