Laut Harvard-Wissenschaftler: Warum wir öfter mal etwas unvollendet lassen sollten
Gehörst du auch zu den Menschen, denen es schwerfällt, Dinge liegenzulassen? Die es kaum ertragen können, wenn sie etwas nicht beenden? Auch wenn dieser Impuls menschlich ist, sollten wir uns darin üben, Aufgaben, Projekte oder auch Bücher mal unvollendet zu lassen. Laut einem Harvard-Arzt kann das nämlich unsere Kreativität anregen.
Gehörst du auch zu den Menschen, denen es schwerfällt, Dinge liegenzulassen? Die es kaum ertragen können, wenn sie etwas nicht beenden? Auch wenn dieser Impuls menschlich ist, sollten wir uns darin üben, Aufgaben, Projekte oder auch Bücher mal unvollendet zu lassen. Laut einem Harvard-Arzt kann das nämlich unsere Kreativität anregen.
Die meisten von uns haben gefühlt kilometerlange To-do-Listen und proppenvolle Kalender. All die Aufgaben und Termine sind mit dem Druck belegt, sie möglichst schnell und vor allem vollständig zu erledigen. Bloß nichts Halbfertiges liegen lassen. Aber warum, fragt der Harvard-Arzt Dr. Jeff Karp sich auf "Psychology Today", ist das eigentlich so? Wieso hat das Abbrechen, das Pausieren, das Unvollendetlassen so einen schlechten Ruf?
Wir wollen immer alles sofort erledigen
Laut Karp sind wir häufig zu stark damit beschäftigt, was wir alles tun sollten und gerne von unserer Checkliste abhaken möchten. Stattdessen könnte es uns aber unglaublich guttun, nicht immer alles sofort zu erledigen, sondern zwischendurch innezuhalten. Eine Pause zu machen, das Erledigte, Erlebte und Erfahrene erst einmal zu verdauen. Das kann laut Karp sogar unsere Kreativität anregen.
Das bewusste Pausieren können wir uns für Aufgaben und Projekte vornehmen, aber auch für Medien, die wir konsumieren: Müssen wir den Podcast in einem Rutsch hören, oder machen wir lieber eine Pause, wenn wir merken, dass wir unaufmerksam werden? Ist es wirklich notwendig, dass wir den Film abends auf der Couch beenden – oder könnten wir einfach ins Bett gehen, wenn wir müde werden, und ihn am nächsten Tag weiterschauen? Das ermöglicht uns nicht nur, auf unsere Bedürfnisse zu hören, sondern schenkt uns auch Zeit und Raum, den ersten Part des Films zu verarbeiten.
Mut zur Lücke: "Muss das wirklich heute fertig werden?"
Karp betont, es gehe nicht darum, faul zu sein oder undiszipliniert. "Es geht darum, den richtig Rhythmus zwischen dem Fertigstellen und dem Unvollendetlassen zu finden", erklärt der Wissenschaftler. "Und bewusst zu entscheiden, wohin das Pendel ausschlagen soll."
Manchmal brauche es einen kleinen Schubs in Richtung Beenden, an anderen Tagen wiederum die Erlaubnis, etwas unvollendet zu lassen. "Der Schlüssel ist, zu erkennen, wo genau wir uns auf diesem Spektrum befinden, und das Pendel bewusst in die Richtung zu lenken, die uns in dem Moment guttut."
In 5 Schritten lernen, auch mal etwas unvollendet zu lassen
Aber wie können wir verlernen, immer alles sofort erledigen zu wollen? Dafür empfiehlt Dr. Karp fünf Schritte:
1. Den Pauseknopf drücken
"Wenn etwas anderes unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht, könnten wir uns erlauben, zu pausieren und uns genauer damit auseinanderzusetzen", schlägt Karp vor. Anstatt uns nur darauf zu fokussieren, unbedingt fertig werden zu wollen, üben wir so, wirklich im Moment zu sein.
2. Neugierig sein
Weiterhin empfiehlt der Experte, unseren Geist nicht so streng zu lenken, sondern in den Flow zu kommen. "Lassen wir unsere Gedanken zu dem wandern, was sie gerade anzieht."
3. Etwas mit anderen teilen
Als Nächstes können wir – sofern wir das Bedürfnis haben –, unsere Gedanken und Gefühle mit anderen teilen. Diesen Raum können und sollten wir uns ruhig nehmen, wenn wir glauben, dass uns das bei der Verarbeitung der Gedanken und Emotionen helfen könnte.
4. Die Gedanken schweifen lassen
Wann hast du das letzte Mal absolut nichts gemacht? Nicht auf dem Smartphone gescrollt, gelesen, nebenbei den Fernseher laufen lassen? Karp empfiehlt, immer öfter unsere Gedanken einfach nur fließen zu lassen. Tagträumen und der Fantasie freien Lauf lassen – das rege unsere Kreativität an.
5. Zur Ruhe kommen
Der nächste Schritt könnte es sein, zu lernen, die ständige Beschallung der lauten Welt auszublenden. Stattdessen nur mit uns selbst zu sein, achtsam hinzuhören, was in unserem Kopf gerade los ist. "Die aufregendsten Erkenntnisse erlangen wir oft, wenn wir bewusst entschleunigen und uns wirklich Zeit und Raum zum Nachdenken schenken", erklärt der Harvard-Mediziner dazu.
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